Susanne Hofer

Archipel

25. Mai – 30. Juni 2013

Eine Insellandschaft aus Elektroschrott – «ARCHIPEL» ist eine Assemblage mit veralteten Elektrogeräten im Standby-Modus. Ausrangiert und in den Keller gestellt, platziert Susanne Hofer im Tiefparterre eine ganze Generation von Technologie. Mit Kabeln verbunden und vernetzt, sind die Radiowecker, Kassettenrekorder oder DVD-Player teils noch voll funktionsfähig und bereit zum Einsatz. Die Künstlerin gibt ihnen einen letzten großen Auftritt. Betriebsbereit stehen die Geräte, als eigene Mikrokosmen arrangiert, im dunklen Kellerraum verteilt. In dieser surrealen Welt aus Elektromüll zirpt, pfeift, knackt, rauscht und flimmert es.

Im ersten Moment der Betrachtung wird ein Bild suggeriert, wie es sich beim Flug über ein Archipel von dicht besiedelten und bebauten Inseln in der Nacht zeigen mag. Videokameras, eingebettet in den Kreislauf des Geschehens, übertragen live eine vergrößerte Sicht auf das Verbaute. Die Makroaufnahmen zeichnen aus den Silhouetten der sich überlagernden und überschneidenden Geräte eine Skyline, die an Metropolen wie Hongkong, New York oder Shanghai denken lassen. Als Triptychon auf die Wand geworfen, wird die Kette der Assoziationen um einen weiteren Moment verlängert. Vor allem aber schafft Susanne Hofer mit ihrer akribisch durchdachten Installation, in der jeder Gegenstand ein Teil des großen Ganzen ist, die Illusion einer Stadt. Der Eindruck von Wolkenkratzern, Häuserfluchten und beleuchteten Einkaufspassagen wird durch die Übertragung von Nahaufnahmen noch verstärkt. Die Kameraeinstellung lässt das Werk kippen. Susanne Hofer transformiert mit dem Medium Video das Chaos in eine Ordnung. Räumliches wird zweidimensional, wobei das Abbild wiederum eine dritte Dimension vortäuscht.

Allerdings wird deutlich, dass es ihr hier nicht um eine perfekte Täuschung gehen kann, lassen sich in den vermeintlichen Häusern die Displays und Details doch noch gut entziffern. Bezüge zu aktuellen Fragen und Themen wie der Wertverfall von Technik, Recycling von Elektromüll und Stromverbrauch werden angestoßen. Schließlich benötigen die Geräte auch im Standby-Modus weiterhin Stromzufuhr. «ARCHIPEL» ist wie eine Versuchung, eine verlockende Scheinwelt, in der das Blinken und Tönen Sehnsüchte weckt und ein Gefühl vom vibrierenden Großstadtleben erzeugt. Wie der Science Fiction entsprungen baut die Künstlerin eine fragile, zauberhafte Welt, die sich zwischen Vergangenheit und Zukunft abspielt.

 

Ute Christiane Hoefert