Roland Dostal

Schichten

15. September – 29. Oktober 2017

Schichten von Wirklichkeit [sichtbar und doch fragil]  

Roland Dostals SCHICHTEN im Kunstraum Kreuzlingen zeigen Zeichnungen auf Papier, die während der letzten acht bis neun Jahre entstanden sind. Der Titel erscheint passend, zeigt er nicht nur die Fülle der gesammelten Werke, sondern auch eine sehr bewusste Formensprache, die die Arbeiten verbindet.

Für seine Zeichnungen nutzt der Künstler weisses A4-Kopierpapier. Ein schlichtes und einfaches Material, 210 x 297 cm. Dies sind die Masse, innerhalb derer Roland Dostal Schichten der Wirklichkeit offenlegt und sichtbar macht. Der Künstler arbeitet mit Bleistift und Kugelschreiber. Auf den Papieren begegnen sich Formen und Farben, die natürlich aufeinander reagieren, sich gegenseitig heranziehen und wieder fallen lassen, eine Berührung suchen, um sie wieder aufzuheben und Neues zu finden. Klar unterscheiden sie sich und stehen doch im lebendigen Dialog, in einer zirkulierenden Bewegung der Überlagerung und des sich ineinander Verflechtens. Es scheint sich Licht durch eine tiefe und doch transparente Oberfläche zu brechen. Einem strukturiertem Gewebe gleich, das aus zahlreichen Fasern und Verästelungen besteht. Äusserlich gewinnt das Papier durch wiederholte Faltung an Struktur; Raster graben sich in die glatte Oberfläche und öffnen eine weitere Ebene, in der Formen aufeinander reagieren. Die klare Individualität sowie die so verletzliche Beschaffenheit der Arbeiten erinnert an einen ausgestellten Körper, auf dessen Haut sich die Spuren der Zeit zeigen.

Die SCHICHTEN machen eine künstlerische Haltung sichtbar, die über die Jahre hinweg eine sehr bewusste und dabei doch intuitive Nähe zum eigenen Werk und dessen Entstehungsprozess entwickelt hat. Roland Dostals Papierarbeiten besitzen ihre eigene inhärente Ordnung und verweigern sich gerade dadurch einer erklärenden Beschreibung, die Allgemeingültigkeit fordert. Was stattdessen darin fühlbar ist: Zeit und Formen sind lediglich Konzepte, sichtbar und doch fragil, beide beständig im Fluss und dadurch vergänglich. Prozesse spannen den Bogen zwischen Gestern, Heute und Morgen. Und inmitten dieser Bewegung entstehen diese Schichten von Papier und Farbe, sind entstanden und werden weiterhin entstehen. Dostals Arbeit ist und bleibt somit eine bewegliche Grösse, die sich stetig verändern wird. Im Kunstraum Kreuzlingen lässt sie sich nieder zu einer kurzzeitigen Ruhe, bevor sie erneut aufbricht.

 

Barbara Marie Hofmann, 2017