Dominik Zietlow

Taube Feuer

25. März – 9. Juli 2023

Wenn der Dialog halbiert wird, entsteht kein Monolog. Die neuste Arbeit des Videokünstlers Dominik Zietlow wirft einen Blick auf Menschen, die im öffentlichen Raum zu theatralen Figuren werden. Mit Geräuschunterdrückung entkoppelt, bewegen sich die Körper im Raum und treffen auf ihr Umfeld, welches in einer anderen Tonumgebung lebt. Wind, Schnee, Sonnenstrahlen formen das Gesicht. Menschen passieren die Szene und nehmen Teil am konzeptuellen Spiel.

Die mehrkanalige Videoinstallation TAUBE FEUER zeigt szenische Ausschnitte und eröffnet anhand des Ausstellungsraum einen Möglichkeitsraum, dazwischen zu stehen. Hinten ein halber Dialog. Vorne ein halber Dialog. Zusammen ein absurder Dialog. Aktiv zuhörend. Stimmen ergänzen, kreuzen und berühren sich.  Die Videoarbeit ertastet das Sensorium eines öffentlichen Raumes, indem das Medium als Schraubenzieher die lose Wirklichkeit anzieht.

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Dominik Zietlow interessiert sich in seiner künstlerischen Praxis für konzeptuelle Methoden, die er durch das filmische und fotografische Handwerk untersucht. Mit experimentellen und performativen Herangehensweisen deckt er Spuren und Schichten auf, die er neu komponiert, verwebt und mit auditiven und sozialen Themenfeldern durchtränkt.

Zietlows Schaffen vereint dokumentarisches, performatives, experimentelles sowie fiktives. Dem Menschen Entfaltungsmöglichkeiten bieten, diese zu dekonstruieren und zu poetischen Momenten zusammenzufügen, bildet die Basis für sein Interesse an Zwischenräume. Durch Vertrauen Abstände minimieren sein Credo.

Im Tiefparterre zeigt Zietlow seine neuste Videoarbeit „Taube Feuer“. Die Arbeit portraitiert fünf Menschen, die im öffentlichen Raum mit Kopfhörern telefonieren. Sie unterhalten sich mit einer ihnen unbekannten Person über ihre Bedürfnisse und intimen Erfahrungen. Zu hören ist nur das Sprechen der Figuren im Bild. Das Persönliche vermischt sich mit dem Gemeinsamen. Inhalte verflechten sich und formen Räume, die zum eigenen Denken anregen.  Die performative Methodik führt zu einem freien Dialog. Gleich dem Bildfokus wird auf der Tonebene zwischen reiner Stimme und Umgebungsgeräusch gewechselt. Durch die Arbeit mit Ton und Schnitt, Voice On, Voice Off wird diese Diskrepanz zwischen privater Unterhaltung und öffentlichem Raum verstärkt. Die Kamera als Instrument nimmt auf und schweift ab – ein Portrait der Figuren und des städtischen Lebens.

 

Technische Details:

2 Kanal Videoinstallation
43 Min. / 27 Min.
fullHD (1,88:1)
stereo
variabel

 

mit:

Bleta Jahaj, Tomo Smoljo, Mavin
Jumo, Lyn Bentschik, Renata Stirnimann,
Reto Ritter, Chiara Zarotti und
Vincent Glanzmann
Kamerassistent: Tillo Spreng
Schnitt: Felix Hergert, Dominik Zietlow
Tongestaltung: Raphael Gasser, Nadine Häusler, Kathleen Moser

 

Bio:

Dominik Zietlow (*1988 in Luzern), lebt und arbeitet in Paris und Zürich. Studium der Fotografie an der ZHdK. Als Videokünstler in der zeitgenössischen Kunst, Kameramann und Regisseur im Bereich des Films, entfaltet sich seine Praxis zwischen diesen Disziplinen. Das Oszillieren führt zu filmischen und fotografischen Arbeiten, welche seit Jahren in unterschiedlichen Formen präsentiert werden.  Erste Einzelausstellung in der Coalmine Winterthur 2018. Später fügten sich von Pro Helvetia unterstützte Rechercheprojekte und Ausstellungen in Chile sowie weitere Ausstellungen, u.a. im Helmhaus Zürich und Kunstmuseum Luzern, an. Parallel unterrichtet er im Bereich Fotografie an der F+F in Zürich und realisiert gemeinsam mit Felix Hergert einen abendfüllenden Dokumentarfilm.

 

Bilder:

https://www.dropbox.com/t/i0pRDdgDxtWfSpws