Almira Medaric

Almira Medaric, Adolf Dietrich Förderpreises 2017

19. November 2017 – 14. Januar 2018

Text zur Ausstellung:

ZIG ZAG

Almira Medaric: Preisträgerin des Adolf Dietrich Förderpreises 2017

Almira Medaric nutzt Geometrie als Medium. Als eigenes Regelsystem der Gestaltung. Ihre Herangehensweise gleicht einer Vermessung der Welt, die deren Gestaltung nach den neuen (eigenen) Regeln gleich miteinschliesst, um erneuten Lebensraum zu schaffen. Denn im Zentrum von Medarics spielerischer Formenwelt steht der Mensch.

Den Ursprung ihrer geometrischen Sprache findet die Künstlerin, indem sie die Formensprachen ihrer Umgebung herausgelöst. Die oftmals versteckten Zeichensysteme der Alltagswelt dienen ihr als Inspiration. Aus bekannten Symbolen extrahiert sie vertraute Formen und löst diese in einem steten Akt der Reduktion aus ihrem ursprünglichen Kontext heraus, um sie dann nach ihrem eigenen geometrischen System nachzubilden. „Durch meine Regeln entstehen Formen und Muster nur durch Diagonalen von 45°, Vertikalen und horizontale Linien.”, so die Künstlerin.  Linien konkretisieren sich und werden zur harmonischen Form, die gleichermassen an Vergangenes erinnert wie neue Geschichten erzählt. Medarics Objekte beziehen dabei stets den Menschen und seine Lebenswelt mit ein. Sie gehen vom tatsächlichen Raum aus und ergänzen diesen, sie nützen und ästhetisieren gleicherweise. Wie ein geometrischer Kommentar zur Wirklichkeit, der nicht utopisch, sondern real und anwendbar ist.

Anhand geometrischer Gesetzmäßigkeiten erforscht Medaric  ihre Umwelt.  Die Nähe zur konkreten Kunst ist deutlich erkennbar, es geht um die Konzentration auf das Wesentliche; und doch erweitert sie deren Grundsätze um eine spielerische und leichte Herangehensweise. Strategien und Erscheinungsformen von verschiedenen Darstellungsweisen – Kunst, Architektur und Design – verbinden sich und tauschen sich aus.  Es ist eine gegenseitige Annäherung, die die Lust auf Farbe und Form und zugleich eine ästhetische Orientierung in Zeit und Raum mit einbinden. Neues entsteht:  Objekte, die sich in unserem Wohn- und Lebensraum integrieren wie auch gestalten.

Almira Medarics Ausstellung gleicht einer installativen Gesamtkomposition: Die architektonische Linienführung des Aufstellungsortes wird aufgegriffen und bezieht die Darstellung der Werke ein. ZIG ZAG verwandelt den Kunstraum Kreuzlingen in ein begehbares geometrisches Spielhaus der Formen und Farben, das dem Betrachter zur eigenen Entdeckung offen steht.

Barbara Marie Hofmann, 2017

 

Presseankündigung zur Auslobung:

Almira Medaric ist Preisträgerin des Adolf Dietrich Förderpreises 2017

Almira Medaric ist die Preisträgerin des Adolf-Dietrich-Förderpreises 2017. Die Thurgauische Kunstgesellschaft vergibt im November 2017 zum siebzehnten Mal die Auszeichnung, für die junge Künstlerinnen und Künstler mit einer persönlichen Beziehung zum Thurgau oder in der Region Konstanz-Singen wohnhaft sind, nominiert werden können.

Verbunden mit der Preisverleihung ist eine Ausstellung im kommenden November im Kunstraum Kreuzlingen.

Die Jury überzeugte die vierundzwanzig jährige Künstlerin mit ihren “Personal Boxes”, an denen sie seit 2014 arbeitet. Medarics Arbeiten lösen Formen aus Objekten heraus, die von Menschen in ihrer Alltagswelt genutzt werden. Mit dem Verständnis von Geometrie als Medium kreiert sie Objekte, die zugleich Gemälde und Skulpturen sind. Geometrische Formen begreift sie als Geste, derer sich der Mensch bedient, um sich selbst und die Welt auszudrücken. Die “Personal Boxes” sind dreidimensionale Holzobjekte, die die Künstlerin nach ihren eigenen geometrischen Regeln entstehen ließ: “Vor einem Jahr habe ich begonnen, Freuden Briefe zu schreiben, in denen ich alle bat, mir eine Form zu zeichnen. In diesen habe ich ein paar Spielregeln gesetzt, zum Beispiel nur Diagonale von 45 Grad, Vertikale und Horizontale zu nutzen und sich für eine Farbe zu entscheiden.” Die dreidimensionalen farbigen Objekte sind wiederum ausgestellt auf der klaren Fläche gemalter schwarzer Linien: das variabel an Ort und Inhalt anpassbare “Regal” der Künstlerin hält sich bewusst im Hintergrund. In seiner Zweidimensionalität bietet es die zurückhaltende aber verlässliche Ausstellungsfläche für die ausgelösten Formen. Objekt und Geometrie werden verbunden. Die Werke besitzen nicht nur eine haptische Qualität, sondern sprechen zugleich das visuelle und geistige Erleben und Empfinden der Betrachter an. Jede Form wird zum Raum der Möglichkeiten. Almira Medarics künstlerische Arbeit weist eine bemerkenswerte Klarheit in der Umsetzung auf, die auf eine spannende Entwicklung hoffen lässt.

Almira Medaric, geboren 1992 in Doboj, Bosnien und Herzegowina ist Studentin der HGK Basel. Sie lebt und arbeitet in Yverdon-les-Bains und Basel. Ihre Werke wurden bereits in mehreren Gruppen- und Einzelausstellungen präsentiert.

Barbara Marie Hofmann, 2017