Judit Villiger

Bleu de France

3. April bis 8. Mai 2011

Während ihres Aufenthaltes in der Cité des Arts in Paris vom letzten Herbst hat sich Judit Villiger vor ihrem schweizerischen Hintergrund in expliziter Form mit dem französischen Symbol par exellence, der blauen Bourbonenlilie, beschäftigt. Für die Schweiz wählte sie als Sinnbild nicht ohne Grund die Kartoffel.

Diese Erdknolle fasziniert die Künstlerin schon lange wegen ihrer Vielzahl an Augen, die zu Kiemen und Stielaugen wachsen, Wurzeln schlagen und ihre Fortpflanzung regeln.

Die französische Lilie hat ihre Ursprünge weit zurück in vorchristlicher Zeit. Sie war das Symbol der Göttinnen Juno und Eostre. Letztere steht für das Frühlingserwachen, und von ihr stammt der Name Ostern. Der Lilie wird eine stark sexuelle Bedeutung zugewiesen. Da die Menschen sich noch schwach erinnern konnten, daß die Lilie ein heiliges und mächtiges Symbol ist, malten sie diese auf ihre Flaggen und Waffen, und letztendlich wurde sie das Symbol der französischen Monarchie.

Entstanden sind in Judit Villigers Pariser Zeit Serien von Blättern mit blauweissen Aquarellen, welche in ihrer kompositorischen Anordnung auch auf Kacheln von Delft oder Steckborner Öfen verweisen können.

Aus der Distanz schreibt Judit Villiger:

Von Paris aus erscheint mir die Schweiz als ländlich und selbstbezogen. Die schlafende Kartoffel steht für diese ländliche Insel, die, von den Wirren des letzten Jahrhunderts weitgehend verschont, sich mit bilateralen Verhandlungstaktiken vom Weltgeschehen abschirmt und damit ihr eigenes Glück schmiedet.

Für die Ausstellung im Kunstraum Kreuzlingen wird die Künstlerin ein grossformatiges Aquarell direkt auf die Wand realisieren…